PILOTSTUDIE 2022

Kaltes atmosphärisches Plasma (KAP) wird zunehmend eingesetzt, um schwer heilende Wunden zur Heilung anzuregen. In der vorliegenden Fallstudie wurden 12 Patienten mit teilweise schon seit über einem Jahr bestehenden chronischen Wunden mit KAP behandelt. Dabei wurde eine deutliche Verringerung der Wundgröße sowie eine Reduktion des pH-Werts innerhalb der Wunde beobachtet.

In einer Pilotstudie in der Wundambulanz des akademischen Lehr­spital Bregenz wurden 12 Patienten zwischen 59 und 81 mit einem durchschnittlichen Alter von 71 Jahren und chronischen Wunden verschiedener Genese über insgesamt 5 Wochen zusätzlich zur Standard-of-care Versorgung der Wunde mit Kaltplasma behandelt. Die Kaltplasmabehandlung erfolgt mit dem Gerät plasma care® (terra­plas­ma medical GmbH) nach dem folgenden Behandlungsplan: In der ersten Woche 3 Behandlungen mit KAP, in der zweiten und dritten Woche 2 Behandlungen und in der vierten und fünften Woche jeweils eine Behandlung. Dokumentiert wurde der Zustand der Wunde inklusive verschiedener Parameter wie pH-Wert, Exsudatmenge und Infektion jeweils an Tag 0 (entspricht dem Tag der ersten Behandlung) sowie an den Tagen 7, 14, 28 und 35.

Ergebnisse

Die Wunden bestanden bei den Patienten schon mindestens zwei Monate, in zwei Fällen bereits über ein Jahr. Bereits ab Tag 7 konnte eine fortschreitende Heilungstendenz beobachtet werden. Weder Anwender noch Patienten äußerten unangenehme Empfindungen aufgrund der KAP-Behandlung während der gesamten Behand­lungs­zeit. Alle Wunden zeigten innerhalb der fünf Wochen eine deutliche Reduktion der Wundfläche. Drei Patienten zeigten zu Beginn der Behandlung klinische Infektionszeichen, welche jedoch spätestens an Tag 14 abgeheilt waren. Bei allen Patienten nahm die Exsudatmenge ab und der Anteil an stabilem Granulationsgewebe nahm im Untersuchungszeitraum deutlich zu. Interessant ist die Entwicklung des pH-Werts in den Wunden, welcher innerhalb des Beobachtungszeitraums von im Mittel basisch mit 10,1 (9,4–11,2) auf einen physiologischen pH-Wert von 7,5 (7,0–7,93) reduziert werden konnte.

Abb. 1: Wundheilungsverlauf bei Kaltplasmabehandlung an ausgewählten Beispielen.

Fallbeispiele

Im Folgenden werden anhand von drei Fallbeispielen die Heilungsverläufe im Detail beschrieben (vgl. Abb. 1):

Patient 03: 78-jähriger Patient mit diabetischem Fuß und Zustand nach Großzehenamputation im Grundgelenk. Bei Einschluss hatte der Patient ein mediales Ulcus mit starken Fibrinbelägen, welches seit 2 Monaten ohne Heilungstendenz war. Das sichtbare Granulationsgewebe war blassrosa und im oberen Drittel der Wunde zeigte sich eine Nekrose. Die Exsudation war zu dem Zeitpunkt mäßig und der gemessene pHWert betrug 9,89.

Schon am 7. Tag hatte sich der Zustand der Wunde deutlich ver­bes­sert. Die Fibrinbeläge waren sichtbar reduziert und die Nekrose nicht mehr vorhanden. Die Wunde zeigte eine fortschreitende Granulation. Die Exsudation war weiterhin mäßig und der pH-Wert sank auf 9,21.

Am Ende des Untersuchungszeitraums war die Wunde frei von Fibrin und zu 100 % mit gut differenziertem Granulationsgewebe bedeckt. Die Wundränder waren reizlos und es lagen keine klinischen Entzündungszeichen vor. Der pH-Wert konnte auf 7,84 gesenkt werden. Die Wundheilung war fortschreitend.

Patient 06: 81-jähriger Patient mit stark Fibrin belegtem venösen Ulcus cruris seit mehr als 15 Monaten. Die Wunde wies am unteren linken Wundrand eine Nekrose auf, die Exsudation wurde mit mäßig beschrieben und es lagen keine Infektionszeichen vor. Der pH-Wert war an Tag 0 mit 10,08 deutlich basisch.

Nach 14 Tagen Plasmatherapie konnte man eine sichtbar fortschreitende Wundheilung beobachten. Die Fibrinbeläge hatten sich deutlich reduziert, die Wunde wies mehr als 50 % Granulationsgewebe auf. Die Nekrose war verschwunden und erstes Epithelgewebe sichtbar. Der pH-Wert hatte sich auf 9,11 reduziert.
An Tag 35 war die Wundgröße sichtbar reduziert und die Wunde zeigte eine stabile Granulation mit fortschreitender Epithelisierung bei einem pH-Wert von 7,44.

Patient 11: Der 77-jährige Patient litt seit 17 Monaten an einem refraktärem Ulcus cruris venosum. Die Wunde war nekrotisch und exsudierte mäßig bei einem pH-Wert von 9,98 an Tag 0. Klinische Entzündungszeichen lagen nicht vor.

Obwohl diese Wunde seit mehr als 1,5 Jahren keine Heilungstendenz zeigte, war sie nach 3 Wochen Kaltplasmatherapie nahezu vollständig granuliert, mit deutlich reduzierter Wundfläche.
An Tag 35 sahen wir eine komplett epithelisierte Wunde in reizfreier Wundumgebung und einem deutlich reduziertem pH-Wert von 7,93.

Diskussion und Ausblick

Die vorliegenden Fälle zeigen eine gute Verträglichkeit der Kaltplasmatherapie sowie deutliche Hinweise auf die wundheilungsfördernde Wirkung. Ein besonders interessanter Aspekt ist neben der Förderung der Wundheilung auch bei teilweise schon über einem Jahr bestehenden Wunden die deutliche Reduktion den pH-Werts, der einen maßgeblichen Beitrag zur Wundheilung leistet. Für weitere Rückschlüsse bedarf es einer höheren Fallzahl, weshalb eine Placebo-kontrollierte Studie geplant ist.

Autoren:
Dr. Lisa Gebhardt, terraplasma medical GmbH, Garching
Stefanie Ascher, terraplasma medical GmbH, Garching

Weitere Informationen unter www.terraplasma-medical.com

In Kooperation mit der terraplasma medical GmbH

Bilder: terraplasma medical

Abb. 2: Das mobile, handliche plasma care® mit Akkubetrieb benötigt kein Edelgas und ist auch in der ambulanten Versorgung einsetzbar.