Forscher der Hochschule Furtwangen haben herausgefunden, dass der Weichmacher DEHP auch die Blutbildung aus Stammzellen im Knochenmark, bei den hämatopoetischen Stammzellen, stört.
Plastikprodukte sind im täglichen Leben überall präsent, vor allem Weichplastik wird gerne für Verpackungen oder Kinderspielzeug verwendet. Dieses enthält jedoch häufig Weichmacher, welche dafür sorgen, dass das Material flexibel bleibt. Die Weichmacher sind nicht fest an den Kunststoff gebunden und können aus dem Material austreten, wodurch sie vom Menschen aufgenommen werden können. Ein Beispiel hierfür ist der Weichmacher DEHP, welcher seit längerem mit der Entstehung von Asthma in Verbindung gebracht wird. Bislang ist bekannt, dass der Weichmacher die allergische Reaktion in der Lunge verstärkt.
Forscher der Hochschule Furtwangen haben nun herausgefunden, dass DEHP auch die Blutbildung aus Stammzellen im Knochenmark, bei den hämatopoetischen Stammzellen, stört. „Erste Indizien hierfür fand unser Kollege Prof. Folker Wenzel schon im Jahr 2015“, merkt Studienleiter Prof. Hans-Peter Deigner an. „Der Effekt unterschied sich jedoch je nach Art der gebildeten Blutzelle, wir wollten nun herausfinden, woran dies liegt.“
Doktorand Lars Kaiser fand heraus, dass der Weichmacher die Blutbildung durch oxidativen Stress stört. „Die Empfindlichkeit der Zelle gegen diesen Stress hängt jedoch maßgeblich vom entsprechenden Stoffwechsel ab“, erklärt Kaiser. „Zellen, welche vorwiegend Fette abbauen, sind hier deutlich weniger empfindlich im Vergleich zu solchen, die vorwiegend Zucker verstoffwechseln.“ Dies führt dazu, dass bestimmte Blutzellen bereits bei geringen Konzentrationen des Weichmachers sterben, andere hingegen nicht. „Die Untersuchungen stammen zwar aus der Petrischale, jedoch konnte schon ein vergleichbarer Zusammenhang im Menschen in einer amerikanischen Studie aus den Neunzigern beobachtet werden“, betont Studienleiter Deigner. Kaiser fand zudem heraus, dass der Zusammenhang zwischen dem Stoffwechsel und der Empfindlichkeit der Zellen gegen oxidativen Stress nicht nur auf das Knochenmark beschränkt ist, sondern auch in anderen Körperteilen vorhanden ist.
Die Verwendung des Weichmachers DEHP wurde durch die EU inzwischen deutlich eingeschränkt, er kann jedoch noch in Medizinprodukten oder älteren Bodenbelägen gefunden werden. Weitere Stoffe zeigten gleiche Effekte auf die Blutbildung. „Die derzeit verwendeten Ersatzstoffe für DEHP sind kaum besser“, merkt Kaiser an.
Originalpublikation:
Lars Kaiser et al. Cells 2021; 10: 2703. DOI: 10.3390/cells10102703
Weichmacher können Asthma und Allergien fördern
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